[Review] Rammstein - Liebe ist für alle da

Genre: Neue deutsche Härte / „Tanzmetall“



Rammstein sind seit einigen Jahren ganz weit oben im Musikgeschäft und sind trotzdem noch immer einzigartig. So auch ihr nun sechstes Studioalbum „Liebe ist für alle da“. Es gliedert sich wunderbar in die Vorgänger ein und klingt durch und durch einfach nach RAMMSTEIN.
Der Opener „Rammlied“ erinnert nicht nur vom Namen her sehr an den Klassiker „Rammstein“ von ihrem Debutalbum, sondern auch im Refrain wird etwa wieder der eigene Bandname gesungen. Der Song fängt sehr ruhig an und Till singt ein paar Wörter, doch schon nach kurzer Zeit kracht das Lied mit seiner ganzen Wucht los. Der Stil des Songs erinnert sehr an alte Werke der Band, mit den Rammstein-typischen langsamen, aber druckvollen Beats.
Weiter geht’s mit dem nächsten Song „Ich tu dir weh“. Auch dieses Lied lässt einen an die alten Zeiten von Rammstein zurückdenken, mit druckvollen Riffs und sehr eingängigem Refrain, der Ohrwurm-Ambitionen hat. Wie schon so oft, behandelt Till Lindemann mit seinem Text einen der vielen Abgründe der menschlichen Seele, was das Lied noch mehr unterstreicht.
Als drittes Lied zeigt sich der Song „Waidmanns Heil“, das schon etwas schneller ist und auch eine noch härtere Gangart fährt, als die beiden Vorgänger und erinnert somit ebenfalls an ältere Lieder von Rammstein. Das Lied baut sich immer mehr auf und der Schluss wird, wie von der Band schon oft gehört, durch eine kurze, sehr ruhige Passage eingeleitet, nur um dann mit voller Wucht ein abruptes Ende zu nehmen.
„Haifisch“ ist der nächste Song auf der Scheibe. Das Lied ist im Vergleich zu den Vorgängern eher ruhig, marschiert dafür regelrecht mit vollem Programm durch die fast vier Minuten und auch hier brennt sich der Refrain schnell in die Gehörgänge des Zuhörers.
Als fünftes Lied am Album präsentiert sich „B********“. Dieser Song rollt wie eine langsame, aber mächtige Dampfwalze auf einen zu. Sehr druckvolle Riffs, die von einem gewaltigen Beat unterstrichen werden. Der Refrain wird obendrein von Till aus voller Brust gegrunzt und lässt das Lied dadurch umso heftiger wirken.
Als sechstes Lied folgt die Ballade „Frühling in Paris“, die mit einer Akustikgitarre und dem gefühlvollen Gesang von Till beginnt. Im Verlauf des Songs wechselt das Instrumentale von akustisch auf elektronisch, aber die Emotionen, die das Lied vermittelt, werden dadurch nicht verändert, sondern viel mehr verstärkt. Dieses Prinzip wechselt sich in dem Lied mehrmals ab. Die Besonderheit des Songs wird dazu noch von stellenweise französischem Gesang unterstrichen und bildet so eine wunderbar abgerundete Ballade.
Mit einer viel härteren Gangart geht es dann weiter bei „Wiener Blut“, das sehr bekannt klingt, aber dennoch etwas Neues ist. Das Lied ist durchzogen von einigen Breaks und sehr abgehaktem Riffing, welches das Stück noch brachialer wirken lässt.
Als achter Song ist die bereits bekannte Single „Pussy“ an der Reihe. Auch hier fahren Rammstein ein altbewährtes Programm, das an die Hits der letzten Zeit erinnert, unterlegt von vielen Keyboardmelodien. Der Refrain frisst sich schnell in die Gehörgänge und textlich behandelt Till auch ein aktuelles Thema, das sich schnell durch den Liedtitel ableiten lässt. Doch es wäre nicht Rammstein, wenn sie das Thema Prostitution nicht von der „natürlichen“ Seite sehen (Textauszug: „You’ve got a pussy, I have a dick. So what’s the problem?“) und gleichzeitig in den Strophen einige Provokante Aussagen treffen würden.
Als neuntes Lied hört man „Liebe ist für alle da“, der perfekt nach dem Song „Pussy“ platziert ist. Auch hier wechseln sich ruhige und harte Passagen ab und kommen insgesamt mit viel Druck aus den Boxen. In diesem Lied ist sogar ein Keyboardsolo, welches den Song herausstechen lässt.
„Mehr“ ist das nächste Stück, das sehr ruhig beginnt, jedoch von sehr emotionalem Gesang eröffnet wird, bevor das Lied in eine typische Rammstein-Walze umschlägt, nur um kurz darauf wieder etwas ruhiger zu werden. Danach folgen wieder die für Rammstein üblichen Riffs und Beats und lassen den Song zu einem Werk werden, dass repräsentativ für die Band ist.
Mit „Roter Sand“ findet das Album ein Ende und mit dem Song ein absolut gelungenes. Ein Mann liegt niedergeschossen am Boden und sieht dem Tod in die Augen, während er von seiner Liebe und dem daraus resultierendem Duell berichtet. Eine gepfiffene Melodie eröffnet das Lied und beginnt somit eine sehr traurige Ballade, die von einer akustischen Gitarre, begleitet von Keyboard, gespielt wird, wodurch die Atmosphäre des Songs perfekt vermittelt wird.

Alles in Allem ist „Liebe ist für alle da“ ein komplett gelungenes Album, das repräsentativer für die Band RAMMSTEIN nicht sein könnte. Bewusst verlässt man sich stellenweise auf das altbewährte Konzept („Ich tu dir weh“, „Rammlied“, „Mehr“) und experimentiert zugleich mit Neuem („Frühling in Paris“, „Roter Sand“). Auch das Design der CD ist ein wahrer Augenschmaus, wenn man die Hülle aufschlägt, oder sich das Booklet ansieht. Das Album ist für jeden Rammsteinliebhaber ein wahrer Pflichtkauf, wobei es auch für jene eine gute Empfehlung ist, die meinen, Rammstein wäre nicht mehr, wie früher. Dieses Argument wird mit „Liebe ist für alle da“ komplett entkräftet.



Anspieltipps:
„Rammlied“, „Waidmanns Heil“, „Frühling in Paris“, „Wiener Blut“, „Roter Sand“

Erschienen: Oktober 2009

Label: Universal

Line-up:
Leadgesang – Till Lindemann
Leadgitarre / Backgroundgesang – Richard Kruspe
Rhythmusgitarre / Backgroundgesang – Paul Landers
Bassgitarre – Oliver Riedel
Schlagzeug - Christoph Schneider
Keyboard – Christian Lorenz


Punkte: 8/10



( Bärsärk – www.ginnungagapmetal.de )
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