Karge Felswände, nebelverhangene Schluchten und eisige Kälte. Dinge, die
man für gewöhnlich nicht sofort mit einem Alben assoziiert. Bei dem
neuen Werk von Eïs allerdings, werden diese Dinge präsent - zumindest für jene, die sich dem Album öffnen. ![]() Aber zuerst einmal ein paar Worte zur Vorgeschichte: Eïs (ursprünglich: Geïst) stammen aus Bielefeld und haben in ihrer siebenjährigen Karriere vier Alben veröffentlicht. Vor ca. zwei Jahren mussten sie aufgrund von Gerichtsdrohungen einer gleichnamigen Band aus Köln ihren Namen ändern - So entstand Eïs. Vor einigen Monaten wurde dann auch im Line up eine drastische Änderungen vorgenommen. Die Band traf die Entscheidung, sich aufgrund musikalischer Differenzen von ihrem Sänger und ihren Gitarristen zu trennen. Von da an führte Hauptsongwriter und Bandgründer Alboin, der nun auch den Gesang übernimmt, zusammen mit Schlagzeuger Marlek das Projekt Eïs fort. Das Ergebnis halten wir nun mit dem ersten in dieser Besetzung aufgenommenen Album "Wetterkreuz" in den Händen. Eïs haben es immer gut verstanden, bestimmte Atmosphären oder Thematiken auf ihren Alben umzusetzen, zuletzt mit "Galeere" auf der die maritime Thematik vorherrschend war. Von der stürmischen See geht es jetzt also mit "Wetterkreuz" auf zu höheren Gefilden. Diesen Eindruck weiß auch sofort das Coverartwork zu vermitteln, welches sehr stilvoll ein im Schneesturm stehendes Wetterkreuz zeigt. Mit dem Opener "Mann aus Stein" schafft es die Band direkt, den Hörer in seinen Bann zu ziehen. Mit pfeifenden Windgeräuschen wird man von der Stimme Klaus Kinskis´s in das Album geleitet, welche traurig von Vergänglichkeit und Verfall kündet. Erinnerungen an das zweite Album "Kainsmal" werden hier sofort wach. Mit rumpelndem Doublebass und einer klirrenden Gitarrenwand wird man dann schließlich in das Geschehen geworfen. Der Sound macht gleich zu Beginn einen roheren Eindruck als noch auf Vorgängeralbum. Alboins Stimme fügt sich direkt in das gesammte Klangbild ein, und gefällt mir persönlich sogar ein wenig besser als die des Vorgängersängers, da sie teilweise aggressiver und verzweifelter klingt, man die Worte aber trotz allem gut versteht, was bei den Texte von Eïs sehr wichtig ist, wie ich finde. "Der Mann aus Stein" ist mit seinen 10 Minuten ein langer, aber ebenso kurzer Opener, da einem die Länge des Tracks meist gar nicht bewusst wird. Ehe am Ende des Liedes die Stimme Kinskis erneut ertönt, und Hoffnung zu erwecken scheint, wird diese im Folgestück "Auf kargen Klippen" wieder ziemlich rasch erstickt. Dunkle, bedrohliche Synthesizer bilden den Anfang dieses achtminütigen Stückes, ehe einen Blastbeats und sägende Gitarren aus der Trance reißen. Zornig lässt die Stimme Alboins mit dessen erneut sehr lesenswerten Texten Bilder im Kopf entstehen. Verwurzelt im Black Metal der Neunziger und untermalt mit atmosphärischen Synthesizern weiß dieses Stück den Hörer allemal in einen lähmenden Schneesturm zu reißen. Hier fällt auch der erstmals verwendete Sprechgesang auf, welcher sich sehr gut in das Gesamtbild des Songs integriert. Da in der Vergangenheit auf jedem Eïs Album der Titeltrack immer ein ganz besonderer war, war ich auf Lied Nummer drei besonders gespannt. Auch hier bauen mystische Synthesizer und leise Windgeräusche die Atmosphäre auf, bis sich schließlich drohende Gitarrenklänge dazugesellen. Doublebass und Blastbeats bilden dann den Hauptbestandteil des Songs. Das Stück geht deutlich härter und kompromissloser nach vorne als die beiden ersten Lieder, was vielleicht auch daran liegt, dass "Wetterkreuz" deutlich älter ist. Gegen Ende bekommt man nochmal einen "Eïstypischen" langsamen, melodischen Teil, der zum sinnieren und nachdenken anregt. "Wetterkreuz" kann sich also problemlos in die Riege der "großen Titelstücke" einreihen. "Schau in den Abgrund, wo die Schatten leben" heißt es in Lied Nummer 4, "Am Abgrund", welches ohne Vorwarnung mit wilder Raserei und wütendem Geschrei beginnt, bis einem sehr melodische Parts wieder eine Verschnaufpause gönnen. Die Synthesizer erzeugen in Verbindung mit treibendem Doublebass und verzweifeltem Gesang eine träumerische Atmosphäre, ehe wieder das Gaspedal getreten wird. "Am Abgrund" gehört definitiv zu der Sorte von Liedern, die man sich erst einige mal anhören sollte, bevor sich die volle Wirkung entfaltet, was ich hiermit nur empfehlen kann. Auf das fünfte und letzte Lied, "Bei den Sternen", war ich schon alleine wegen des Namens gespannt. Da ich "Unter toten Kapitänen" vom Vorgängeralbum "Galeere" schon sehr genossen habe, hoffte ich auch hier auf einen melancholischen, intensiven Abschluss. Und ich wurde nicht enttäuscht. Ein von Kinski gesprochenes Nietzsche-Gedicht leitet das Lied ein, und erzeugt schon zu Beginn eine magische Atmosphäre. Mit einem langsam getragenen Riff geht es dann weiter. Verträumte Melodie-bögen verleiten zum Augen schließen und zum genießen. Ähnlich wie bei "Unter toten Kapitänen" ist ein eingängiges, melancholisch-düsteres Riff Hauptbestandteil des Songs. "Bei den Sternen" bildet definitiv einen würdigen Abschluss für das Album. Wer die Digibookversion des Albums besitzt, kann sich jetzt noch auf ein sehr gelungenes "Sun of the Sleeples" Cover freuen. Eïs haben mit "Wetterkreuz" auf jeden Fall gezeigt, dass sie mit dem Besetzungswechsel auf keinen Fall an Qualität verloren haben. - Im Gegenteil. Durch Alboins Übernahme des Gesangspostens und den teilweise neu eingestreuten Elementen haben sie ihren eigenen Stil noch einmal verfeinert. Großen Einfluss auf das Album hatte sicherlich der Black Metal der Neunziger - erfrischt von stimmigen, und nicht zu aufdringlichen Synthesizern. Auch textlich ist hier, wie im Review schon angesprochen, wieder höchstes Niveau geboten. Leute, die Spaß am Interpretieren haben dürften mit dem Booklet erst einmal eine Lektüre gefunden haben. "Wetterkreuz" wird den kommenden Winter für einige Hörer sicherlich noch einmal zusätzlich versüßen. ------------------------------------------------------- Tracklist: 1. Mann aus Stein 2. Auf kargen Klippen 3. Wetterkreuz 4. Am Abgrund 5. Bei den Sternen Veröffentlichungsjahr: 2012 Label: Prophecy Productions ( Julian - www.ginnungagapmetal.de ) |