Imperium Dekadenz, dieser Name dürfte jedem Schwarzheimer, der
sich in den Letzten Jahren einigermaßen auf dem Laufenden Gehalten hat,
kein Fremdwort mehr sein. Ihr zweites Album "Dämmerung der Szenarien",
weht wie eine Frische Brise durch die doch größtenteils engstirnige und
Klischeedominierte Black Metal Szene. Es hat sich einiges getan bei den Mannen aus dem Schwarzwald, haben sie doch in den letzten Monaten erstmals einige Auftritte bestritten, und ihr Drittes Studioalbum angekündigt. Genaueres dazu, und noch viel mehr erfahrt ihr in diesem Interview.
Quelle: www.myspace.com/imperiumdekadenz
Es war 14 Uhr Vormittags, auf dem Wolfszeit Festival 2009, ein Tag nach ihren Auftritt, als wir Horaz und Vespasian von Imperium Dekadenz zum persönlichen Gespräch trafen. Uns begegneten zwei lockere, zu Spässen aufgelegte Kerle, denen man das eine oder andere Glas vom Vortag noch anmerkte. Viel Spass beim Lesen! Ginnungagap: Erstmal ein paar Worte zum Festival. Wie lief euer Auftritt? Gefällt euch das Wolfszeit Festival bis jetzt? Vespasian: Also ich finde, dass die Organisation hier extrem glatt gelaufen ist. Was mich sehr positiv überrascht hat, ist dass uns soviele Leute offenkundig sehen wollten, und die Stimmung auch dementsprechend geil war. Mit unserem Auftritt sind wir eigentlich auch relativ zufrieden, also es war jetzt unser dritter Auftritt und.. ja war einfach geil. Man hat halt einfach gemerkt, dadurch dass wir eben noch nicht so oft live gespielt haben, dass viele Leute Durst danach hatten, uns endlich mal live zu sehn. Und wir ja auch froh waren, mal vor einem richtig guten, sag ich mal "Black Metal Publikum" zu spielen. Offenkundig hat sich das gestern ziemlich gut ergänzt, wir waren heiß drauf zu spielen, und die Leute wollten auch endlich mal sehn was es mit Imperium Dekadenz so auf sich hat. Ginnungagap: Eure Live Crew besteht ja noch nicht allzu lange. War es ein großes Unterfangen passende Mitglieder zu finden, wie kam es zum jetzigen Line Up? Vespasian: Wie alles im Leben von Imperium Dekadenz, war das ziemliches Glück. Wir haben in München jemanden kennen gelernt, der wiederrum die drei Jungs von Vargsheim kannte. Und dann hat er eben gemeint, dass die ziemlich interessiert wären bei uns mitzuspielen. Im Mai letzten Jahres hatten wir dann die erste Probe, da waren dann die drei Jungs da, die ja noch ihre eigene Band haben, "Vargsheim". Dadurch können sie auch unser Material regelmäßig untereinander proben. Was das menschliche angeht, hat es auch direkt super funktioniert. Mittlerweile sind wir mehr als gute Freunde kann man sagen. Wir hatten einfach unheimliches Glück, dass wir die gefunden haben, sie sind einfach sehr tight für ihr junges alter, ich mein der eine ist 19, einer 20, der andere 22. Und ja, ist einfach ein Traum mit denen. Hat man ja gestern denk ich auch gesehen. Hehe. Der Wink des Schicksals, wie alles bei uns.. (fügt Horaz hinzu) Ginnungagap: Wie meint ihr das? Vespasian: Wie gesagt, der Grundbaustein bei uns, so schwul es jetzt auch klingen mag ist unsere Freundschaft. Wir kennen uns jetzt seit 2004, also er hat im Nachbardorf gewohnt, und er wusste das ich "böse" Musik mach, und hör. Und irgendwann haben wir uns auf einem Fest getroffen wo´s darum ging: Scheisse, wie komme ich und ein Kumpel nach Wacken. Und da hab ich ihn im Suff angerempelt. Dann meinte er eben noch zwei Plätze im Auto frei zu haben. Dann hab ich halt gesagt cool ich hab zwei Karten für Wacken, aber keine Mitfahrgelegenheit, weil dieser Metaltrain den ich ursprünglich reservieren wollte war schon voll. Dann haben wir gesagt, gut fahren wir halt zusammen. Und ja, während der Autofahrt haben wir CDs ausgetauscht, und er hat mir was von seinem Projekt "Axt" vorgespielt. Darauf hin haben wir uns immer öfters bei mir in der Studentenbude getroffen, und Musik gemacht. Dann war eigentlich lange Zeit gar nichts. Horaz: Dann so um die Weihnachtszeit haben wir im Vollsuff ne Demo eingespielt, die überhaupt nicht gut ankam, weils halt wirklich ein totaler Scheiss war. Und dann hab ich zu ihm gesagt, er soll mir einfach mal ein paar Drumspuren aufnehmen für mein Soloprojekt. Joa dann hab ich damit zwei Songs aufgenommen, die ziehmlich geil wurden. Vespasian: Danach war ich dann bei ihm, und hab mir angehört was er mit meinen Drumspuren gemacht hat. Das war dann im Prinzip schon "Fields of silence" und "Of all Ends" vom ersten Album. Da hab ich dann gemerkt, scheisse das hat was, da müssen wir weiter machen. Die Zwei Songs, die eigentlich noch gar nicht ganz fertig waren, hab ich dann verschickt, und plötzlich hatten wir dann 2 Angebote auf dem Tisch liegen. Von Perverted Tasted und Christhunt. Joa dann haben wir uns gedacht Perverted Taste ist ein guter Start, und das lief dann auch dementsprechend.. Horaz: Und so hat sich dann alles ergeben... (lacht) Ginnungagap: Eure Musik klingt wie ich finde sehr speziell. Was inspiriert euch diese Musik zu schreiben? Habt ihr irgendwelche Speziellen Ort wo ihr die Texte schreibt? Horaz: Ne, also ich sag jetzt mal Inspirationsquelle ist wie bei den meisten Filme, Bilder..andere Bands. Und ich sag mal so: Alltagsbewältigung. Vespasian: Ich denke es hat aber auch damit zu tun, dass wir großes Glück haben in einer Landschaft zu wohnen, die, ich sag jetzt einfach mal eine gewisse Dunkelheit beherbergt. Wenn ich jetzt an Horaz´ Zimmer denke, wo er früher gewohnt hat.. Wenn man da raus guckt sieht man eigentlich auch nur Wälder, und ja, das ist schon was, was uns seit unserer Kindheit schon geprägt hat. Außerdem gibt es bei Horaz in der Wohngegend eine Alte Ruine, die den meisten Leuten glücklicherweise unbekannt ist. Das ist sozusagen unser Anlaufpunkt. Horaz: Ja und als kleiner Gimmick zwischendurch, dass haben wir bis jetzt noch nie in einem Interview preisgegeben. Wir laufen immer wenn eine neue CD von uns rausgekommen ist, sturzbesoffen mit einer Taschenlampe durch den Wald an die Ruine, verbrennen die CD und trinken auf die Götter... Vespasian: Wenn ich noch kurz was zu meinen Texten sagen kann: Wir teilen uns die Texte mehr oder weniger auf, also Horaz schreibt mehr die Deutschen Texte, und ich mehr die Englischen. Ich hab einfach den Drang mit den Texten und der Musik, grade wenn er die geilen Riffs bringt, mich verständlich zu machen. Es gibt Sachen die nicht gesprochen werden können, aber die zu schade sind, um verschwiegen zu werden. Horaz: Hinter jeder Aufnahme stecken übrigens irgendwelche Extreme aus unserem Privatleben, wirklich immer. Mittlerweile haben wir schon total Schiss ne neue CD aufzunehmen, weil wir wissen da passiert immer irgendwas schlimmes. Vespasian: Aber ist halt einfach ein gutes Ventil, weil wenn du dann die fertige Scheibe hörst, mit dem Hintergrund, dass damals eben vieles scheisse gelaufen ist, hast du auch irgendwie das Gefühl, es verarbeitet haben. Horaz: Ja, jede CD ist auch ein gewisser Lebensabschnitt. Wenn du dir die CD anhörst, fällt dir wieder ein was früher war. Ginnungagap: Eure Pseudonyme stammen beide aus der (Römischen) Antike, die sich auch oft in eurer Musik wiederfindet. Was fasziniert euch so daran? Horaz: Also angefangen hat eigentlich alles mit dem Film "Caligula" von dem wir beide totale Fans sind. Wir haben beide auch angefangen uns für Germanen, Wikingern, Kelten usw zu interessieren. Schon geil, aber ich find die Römische Geschichte bietet ganz einfach etwas mehr von der Story her, und der Kultur. Es sind nicht nur Römer, auch Griechen, Karthago und diese ganze Mittelmeerantike. Vespasian: Es geht uns weniger darum, irgendwelche Geschichtlichen Kontexte zum besten zu geben, sondern wir wollen eher dieses Majestätische zum Ausdruck bringen, wenn man zb. an den Film "Gladiator" oder "Caligula" denkt, es ist einfach dieses Grundgefühl. Episch. Weit. Dementsprechend kann man auch viel hineininterpretieren. Wir haben uns das auch nicht unbedingt ausgesucht, wir sind einfach so. Wir lieben das Epische und das Weitläufige, was Horaz auch immer wieder in seinen Riffs verkörpert. Mein Pseudonym "Vespasian", find ich deshalb interessant, da er ein ziemlich abgefucktes System übernommen hat, dann aber viele Soziale Dinge an den Start gebracht hat. Für mehr Infos empfehle ich Wikipedia. Ich finds halt vor allem faszinierend, weil damals ein ziehmlich Dekadentes System von ihm umgekrempelt wurde. Ginnungagap: Auch wenn eure Musik völlig anders klingt, stecke ich euch gerne in eine Schublade mit Geist, Farsot oder auch Lunar Aurora. Fühlt ihr euch diesen Bands verbunden? Vespasian: Mit Geist haben wir ja in Ulm gespielt, die Jungs sind gute Kollegen von uns. Aber rein vom Musikalischen, haben wir meines Erachtens rein gar nichts gemein. Geist vermischen halt Black Metal mit Rockigeren Elementen, bei uns ist von Riffmäßigen meiner Meinung nach mehr Epik da. Also wir haben ziemlich Obskure Gitarrenstimmungen, also mit normalen Powerakkords kommt man nicht weit bei uns. Aber Farsot und Geist sind auf jeden Fall Bands, die die Deutsche Black Metal Szene mitbestimmen, aber ich denk das wir da schon unsere eigene Duftmarke haben. Vor allem sind es auch Leute, die fernab jeglichen Klischeedenkens sind. Grade bei Geist kann ich das sagen, die haben wir ja kennen gelernt in Ulm. Es sind einfach Leute die über den Tellerrand hinaus blicken können, und Sachverstand haben, ohne auf diesem "Ich bin Böse" Trip zu sein. Haben auch ein geiles Album raus mit der "Galeere", aber musikalisch seh ich da wiegesagt keine Parallelen. Das einzige das wir vielleicht gemeinsam haben ist, dass jeder von uns versucht an neue Ufer zu gelangen. Horaz: Ich denk auch mal, dass unser Spektrum an Songs ziemlich breit ist. Also zwischen "Reich der Fahlen Seelen" und "Staub und Erinnerungen" liegen meiner Meinung nach schon Welten. Vespasian: Das ist auch das, was unsere Grundphilosophie ausmacht. Horaz ist der, der eher die Raueren Riffs bringt, die "Wald und Wiesen Riffs" wenn man das so sagen kann. Ich bin eher der, der diese epischen, Bathory angehauchten Nummern, wie zb. "The Night Whispers to the Wise" schreibt. Die Mischung machts. Das eine würde ohne das andere nicht funktionieren. Ginnungagap: Wie läuft es mit eurem neuen Label Season of Mist? Was ist der Grund für die Verschiebung der Veröffentlichung eures neuen Albums? Vespasian: Das ist eigentlich ganz einfach, also letztes Jahr im September haben wir bei Season of Mist unterschrieben. Der Vertrag von PervertedTaste ging über zwei Alben, und wir haben uns dann entschlossen, die ganze Sache etwas größer aufzuziehen. Ostern letzen Jahres haben wir dann ne Vier-Song Demo aufgenommen, die dann auf gute Resonanz gestossen ist, also konnten wir zwischen mehreren Labels wählen. Für Season of Mist haben wir uns dann entschieden, da der Gunnar Sauermann vom Metalhammer gute Kontakte dazu hatte. Also es ist ja ein Französisches Label, und er ist Deutsch. Zuerst wollten wir das Album am 3. August rausbringen, aber dann dachten wir uns, dass ist mitten in der Festivalsaison, da interessieren sich die Leute nicht für die Musik. Außerdem ist das Album meiner Meinung nach eher darauf ausgelegt, dass man es im Herbst hört. Zum anderen haben wir es nochmal von einem Ziemlich Professionellen Typen Mastern lassen. Horaz: Ich muss noch dazu sagen, es passt einfach besser zur Stimmung. Der Titel ist ja "Procella Vadens" (heißt: Der Wanderer im Sturm), und das Artwork wirkt auch eher herbstlich. Vespasian: Im Sommer entfaltet es einfach nicht die Atmosphäre, weil halt jeder besoffen auf Festivals rumhängt. Aber wiegesagt, Procella Vadens heißt das Album, wenn du Liebeskummer hast und wanderst einsam durch die Wälder wenn die Blätter von den Bäumen hageln, dann weißt du warum es dann rauskommt wann es rauskommt. Ginnunagap: Um bei der neuen Platte zu bleiben, was könnt ihr uns dazu erzählen? Bekommt der Hörer ein Dämmerung der Szenarien Teil 2, oder ein komplett neues Soundgewand zu hören? Horaz: Also grobgesagt eine Mischung aus dem ersten und dem zweiten Album. Unterm Strich ist es denk ich etwas schneller. Wir haben zwei recht brachiale Songs drin, "Ego Universalis"konnte man ja gestern schon live hören. Vespasian: Man kann sagen, die härteren Elemente kommen härter raus, und die traurigen, melancholischeren Momente kommen dementsprechend auch extremer raus. Insgesamt klingen die Gitarren dreckiger, als auf der Dämmerung der Szenarien. Und ich find, es ist einfach professioneller als der Vorgänger. ![]() Ginnungagap: Wie sieht die Zukunft von euch bezüglich Live Auftritten aus? Vespasian: Dazu kann ich gleich sagen, dass wir nicht an jeder Steckdose spielen wollen, wie man das so schön sagt. Wir werden nie eine Band sein wie Amon Amarth oder so, die wirklich überall spielen. Darauf haben wir keinen Bock, und ich glaub auch das die Leute nach drei,vier Auftritten mal die Schnauze voll haben. Wir wollen eher jeden Auftritt mehr oder weniger zu etwas besonderem machen. Horaz: Es ist halt einfach so, dass wir die Leute nicht langweilen wollen. Und dadurch, dass wir über ganz Deutschland verstreut sind, drei wohnen in Würzburg, er wohnt in München, ich in Stuttgart, können wir nicht wirklich viel Material ein proben. Vespasian: Wir sind keine Partyband in dem Sinne, es soll einfach so sein, wie wenn du mit einer Schönen Frau gut essen gehst und einen gute Wein trinkst, es muss was besonderes sein. Horaz: Und falls es jemand liest, wir suchen Gigs in Nordrhein-Westfalen und Norddeutschland. Da haben wir bis jetzt noch nicht gespielt. Die meisten Angebote kommen halt aus dem Raum Würzburg, und das sind dann eben immer die gleichen Leute die kommen, und irgendwann haben die auch die Schnauze voll von uns. Wer guckt sich schon gern Bands dreimal hintereinander an im Jahr? Vespasian: Imperium Dekadenz hat für ein Atmosphärisches Erlebnis zu stehen. Weniger ist oftmals mehr. Das hat man ja gestern auch gesehen find ich, dass die Leute Durst hatten uns zu sehn. Ginnungagap: Nennt uns bitte drei Alben die ihr zurzeit zu euren Favoriten zählen würdet. Vespasian: Ein Album das mich sehr überzeugt hat, war das letzte von "Coldworld", die "Melancholie²".Dann die neue "My Dying Bride". Und was ich aktuell gerne hör ist die neue Scheibe von Ahab. Horaz: Bei mir ists auch die ColdWorld - Melancholie², dann die Primordial - To the Nameless Dead. Und was ich seit langem mal wieder rausgekramt hab, ist die "Transilvanian Hunger" von Darkthrone. Vespasian: Was ich immer hör, jeden Tag ist Motörhead.. Das hat Eier! In diesem Sinne.. Nochmal vielen Dank an Imperium Dekadenz für das klasse Interview! ( Thyrm & Heimdall - www.ginnunagagapmetal.de ) |