[Interview] BlackShore

Seid gegrüßt! Erstmal eine Dankeschön, dass ihr euch meinen lästigen Fragen stellt.




Erst mal was allgemeines: Seit 2007 treibt ihr euer Unwesen in der Black-Metal-Welt. Euer Bandname BLACKSHORE bedeutet so viel, wie "Schwarze Küste" - hat das für euch eine tiefgründigere Bedeutung oder wollt ihr damit einfach nur eure Heimat (Lübeck) ins Schwarze tauchen?

Hades: Am besten interpretiert jeder den Namen für sich. Vielleicht könnte man sagen, dass Blackshore,
zumindest im gleichnamigen Song so was wie unser persönlicher Asa-Bay darstellt.



Ihr seid sehr schnell auf der Bildfläche erschienen und habt auch gleich richtig eingeschlagen. Ihr hattet recht früh Auftritte und Touren (z.B. mit ANGANTYR, TAAKE und HORNA) und die nächste Tour steht auch bevor. Außerdem habt ihr mit DÜSTERWALD PRODUKTION auch gleich ein gutes Label als Unterstützung. Es ging ja alles recht schnell - wie kam es dazu (Ein bisschen Biografie bitte...hehe)?

Hades: Da BlackShore nicht das erste gemeinsame musikalische Projekt ist, haben uns natürlich einige Möglichkeiten und Kontakte dabei geholfen, das Ding auf stabile Beine zu stellen. Letztendlich ist es aber so, dass wir wohl einerseits einfach einen Nerv getroffen haben und die Leute uns hören wollen und andererseits eine große Portion Glück hatten! Nebenbei haben wir uns übrigens auch den Arsch abgearbeitet - um den lieben Neidern mal zuvor zu kommen! Los ging alles mit der Motivation, abseits unserer anderen musikalischen Betätigungsfelder, einfache, staighte und räudige Musik zu machen. Da wir uns unsren Einflüssen wie Bathory, alte Sepultura, Venom, Hellhammer, Discharge, Darkthrone, aber auch Black Sabbath und anderen frühen Vertretern extremer Musik hingegeben haben, war die Richtung klar! Die ersten Demos haben wir noch im Homestudio unsres Drummers aufgenommen. Für das erste Album haben wir das Rosenquarz Studio in Lübeck gebucht, da wir das Material für gut genug befunden haben, um vernünftig veröffentlicht zu werden. Es kursiert im Netz das Gerücht, wir hätten das Album dann in Eigenregie released, was nicht stimmt. Wir haben damals lediglich einige Vorabexemplare verschickt, um unsere Suche nach einem geeigneten Label durch Reviews zu unterstützen. Bis wir allerdings bei Düsterwald unter Vertrag waren, hat es doch eine Weile gedauert. In der Zwischenzeit haben wir Auftritt um Auftritt gespielt, denn nur so erreicht man die Leute. Irgendein hochgedoptes MySpace-Only-Release um sich von drei falschen Freunden feiern zu lassen, war und ist nicht unser Ding, und ich denke, das merkt man uns auf der Bühne wie auf den Platten auch an! Nachdem dann endlich unser erstes Album offiziell veröffentlicht wurde, ging es weiter bergauf. Mit dem Release in der Hand haben wir neben noch mehr Clubgigs auch auf Festivals spielen können. Die Tour mit TAAKE, HORNA und ANGANTYR war natürlich ein absolutes Highlight. Wir sind jedoch ganz unspektakulär daran gekommen, wir wurden ganz einfach gefragt. Unser Label hat uns hierbei wie bei allem sehr gut unterstützt.
Die zweite Scheibe (Chaos of the Nekrotyrant) konnten wir auf Vinyl veröffentlichen, wie es sich für räudigen Black/Thrash gehört. Mit diesen beiden Scheiben im Gepäck ging es erst mal wieder auf die Bretter. Das nächste große Ziel haben wir dann im Herbst diesen Jahres verwirklicht. Mit dem zweiten Album (Legion) sind wir wieder auf Tour gegangen, dieses Mal mit ANGANTYR, MYRD und MOLOK. Die Tour war im Vorfeld von einigem Unglück begleitet, aber hier haben uns einige Leute zur Seite gestanden, denen wir zu großem Dank verpflichtet sind. Unser nächstes Release wird eine Split mit der Band FYRNASK sein, von der wir hoffen, dass sie im Frühjahr auf den Markt kommt. Über Form und Umfang später mehr, nur so viel: Wir werden drei Songs beisteuern, die durchaus wieder zu überraschen wissen. Denn auch wenn unsere Ausrichtung klar ist, stehen BlackShore von Anfang an dafür, Black Metal OHNE diese bescheuerten Pubertäts-Puristen-Scheuklappen zu spielen. Denn seltsamerweise kommt dabei immer der ehrlichere Black Metal heraus!



Gibt es zurzeit zu vielen unehrlichen Black Metal bzw. von wem oder was wollt ihr euch genau abgrenzen?

Hades: Ich hab keine Ahnung, ob es von so etwas zu viel gibt. Ich werde mich jetzt auch nicht dazu hinreißen lassen, eine Oper über untrue und true zu quatschen. Ehrliche Musik ist immer die, der man anmerkt, dass sie mit Leidenschaft gespielt wird und Dich dazu bringt, 20 km/h schneller zu fahren, als es erlaubt ist!
Ich nehme aber eben wahr, dass es unfassbar viele Kasper gibt, die in ihrem Bestreben, der nekrotischste Lord Mumpelfitz zu sein, gar nicht merken, dass sie wie Schäfchen vorgegebenen Linien und Regeln folgen, eine Uniform tragen, gehorchen, ausführen statt zu denken. Black Metal darf dies nicht, muss jenes dafür umso mehr usw. Wie bescheuert wären wir denn, uns dermaßen zu limitieren. Der Bereich des Black Metal ist musikalisch gesehen ein durchaus kreatives und mittlerweile auch sehr facettenreiches Feld. Ich glaube daran, dass diese Musik sehr viel zu transportieren vermag, wenn man es denn zulässt. Es nervt nämlich, wenn man sich ständig anhören muss, welche Band denn nun schwul ist und warum und ob man denn schon die neue, völlig unhörbare, beschissen komponierte und deswegen unglaublich angesagte Demo von XY gehört hätte. Letztlich grenzen wir uns von jenen ab, denen es nicht um die Musik geht, sondern sie dazu benutzen, sich einen Schutzpanzer um ihre ärmliche Existenz zu bauen. Diesen müssen sie nämlich mit aller Macht verteidigen, um nicht mit nacktem Arsch im Regen zu stehen. Da passt Neues und Ungewöhnliches natürlich nicht...



Euer 2.Album ist vor kurzem erschienen. Wie sind die bisherigen Reaktionen ausgefallen? Gab es viele positive Resonanz? Wie sind eure bisherigen Eindrücke?

Hades: Die Resonanzen sind durchweg positiv! Wenn wir die neuen Songs live gespielt haben, sind die Leute gut abgegangen und haben sich die Birnen abgeschraubt! Natürlich gab es auch wieder diejenigen, die in ihrer Erwartung, dass wir das erste Album 1:1 nochmal aufnehmen, enttäuscht wurden, aber selbst die sollten wir mittlerweile überzeugt haben! Bleiben ein paar unwichtige, unprofessionelle Reviewschreiber, die die Scheibe offensichtlich einmal oberflächlich durchgezappt haben. Da das Ganze dann nicht wie die Kassettenrecorderdemos von Mayhem klang, hat ihnen die Scheibe nicht gefallen. Deshalb sage ich, die Resonanzen waren bisher großartig, denn der Pit vor der Bühne sagt mehr als 1000 Worte!
Auf den Konzerten sind viele Leute zu uns gekommen, die uns vorher nicht kannten und haben ihre Begeisterung zum Ausdruck gebracht. Wir scheinen also auf dem richtigen Weg zu sein. Davon abgesehen, ist das aktuelle Album doch eh immer das Beste, oder?



Heißt das damit für euch, dass dieses Album bis jetzt euer bestes ist - das ist, was euch wiederspiegelt?

Hades: Das aktuelle Album einer Band ist immer eine Momentaufnahme. Man ist stolz das erarbeitete in seiner finalen Form in den Händen zu halten. Vergeht einige Zeit, findet man auch im aktuellen Album Dinge, die man anders hätte machen können. Das liegt aber nur daran, dass Zeit vergangen ist und man sich im Laufe derselben neue Sichtweisen und Fertigkeiten aneignet. Somit ist das gerade aufgenommene Album natürlich immer das Beste, es sei denn, man hat es einfach völlig verkackt. Wiedergespiegelt wird eine Band eher durch ihr
Gesamtwerk, also die Alben, Demos, EPs, Auftritte, Interviews etc.



Wie kommt ihr auf eure Songtexte und Liedtitel (z.B. "Kaiserschnitt Replikant" und "Fat, White and Ugly")? Diese Titel findet man ja eher in anderen Genres, aber seltener im Black Metal. Wie würdet ihr eure Musik beschreiben? Welche Inspirationsquellen dienen euch dafür?

Hades: Wie schon gesagt, wir setzen uns keine Grenzen. Wenn wir meinen, ein Titel passt zu uns, dann wird er benutzt, auch wenn er vielleicht untypisch ist. Das 124891734659te mal den Nebelmond überm Gruselforst zu besingen, ist durchaus scheiße. Es kommt ganz drauf an, worauf wir gerade Bock haben. Von der Suffidee bis hin zu durchaus ernsten Themen ist alles dabei, was man an unserem neuen Album gut sehen kann. Nebenbei erwähnt, Impaled Nazarene sind nicht zuletzt so groß, weil sie ebenfalls auf Konventionen scheißen! Dann klingt ein Titel oder Text eben punkig, nach Grindcore, Death Metal oder meinetwegen auch nach ostasiatischer Volksmusik aus dem 13.Jahrhundert. In Zusammenwirkung mit der Musik und unserer Gesamterscheinung wird er mehr Rock'n'Roll und Black Metal als so mancher angeblich legendäre Song anderer Bands! Die Inspirationsquellen sind vielfältig. Guck Dir nur die ganze Kacke an, die hier um uns herum und weltweit dampft. Da kann man doch zig Alben draus machen! Hinzu kommt Persönliches und auch einfach Abstruses, über das es sich lohnt, einen Text zu schreiben und ihn mit garstigem Rock'n'Roll zu unterlegen! Ich will nicht weiter auf Inhalte eingehen, wie beim Bandnamen sollen sich die Leute ihr eigenes Bild machen!



Was erwartet ihr von eurem Projekt "BlackShore"? Was wünscht ihr euch dafür und wie seht ihr "BlackShore" in der Zukunft?

Hades: Ich sehe die Zukunft von BlackShore definitiv auf den Bühnen dieser Welt! Wir werden uns weiter entwickeln, neue Musik schreiben, touren, Alben, Splits, EPs etc. aufnehmen und veröffentlichen, Leuten gefallen, Leuten auf den Sack gehen...Wir werden noch lange am Start sein und dafür arbeiten, dass unsere Musik gehört wird!



Gibt es zurzeit Musik, die euch sehr anspricht und welche Neuerscheinungen sind es?

Hades: Da kann ich nur für mich sprechen. Momentan findet sich relativ wenig Black Metal im Player. Bei mir rotieren momentan vornehmlich Crustbands wie Afgrund oder Wolfbrigade, schwedischer Death Metal, Filmsoundtracks, Horrorpunk, Psychobilly, obskure Klänge aus den 60ern und 70ern wie Tangerine Dream, anderes Zeug wie Iron Butterfly, Black Sabbath, Ufomammut, Motörhead ...
Neuerscheinungen bekomme ich seit längerer Zeit kaum noch mit, allerdings ist die letzte Scheibe von Opeth empfehlenswert und wer mal wieder einen an den Latz braucht, sollte sich mal Passiv Dödshjälp zu Gemüte führen!



Nun sind wir am Ende angelangt und damit der Platz für die obligatorischen letzten Worte:

Hades: Behaltet den Horizont im Auge!


Ich bedanke mich für das Interview!

( Heimdall - www.ginnungagapmetal.de)
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